Sommer 1975: Als Berlin noch zwei Gesichter hatte
Der Sommer vor 50 Jahren fühlte sich in Berlin ganz anders an. Die geteilte Stadt erlebte 1975 ihre Hochphase der Mauer-Ära. Während im Westteil etwa 2,1 Millionen Menschen lebten, zählte Ost-Berlin rund 1,1 Millionen Einwohner. Die Kluft zwischen beiden Welten war spürbar.
«Die Berliner machten das Beste aus ihrer Situation», erinnert sich Klaus Weber, damals 22-jähriger Student in West-Berlin. «Wir fuhren an den Wannsee oder ins Strandbad Plötzensee zum Baden. Abends trafen wir uns in den Biergärten oder auf Hausdächern.» Im Osten lockte der Müggelsee die Familien an. Die Sommerprogramme auf beiden Seiten boten Freiluftkinos, Musik und Volksfeste.
Trotz politischer Spannungen begann sich das Leben zu normalisieren. Die Erleichterungen im Reiseverkehr durch das Transitabkommen waren schon spürbar. Die Freizeitangebote blieben jedoch begrenzt. Wer konnte, fuhr mit dem Trabi an die Ostsee. Die West-Berliner zog es nach Westdeutschland oder ins europäische Ausland.
Brigitte Neumann, damals Verkäuferin in Ost-Berlin, hat besondere Erinnerungen: «Wir standen für Erdbeeren Schlange und kauften Eis am Stiel für 50 Pfennig. Es war einfacher, aber wir hatten unseren Spaß.»
Die Bilder von damals wirken heute wie aus einer anderen Zeit. Trotzdem leben die Erinnerungen in vielen Berlinern weiter – als Zeugnis einer Stadt, die ihre Teilung überwunden hat.