Die Musik perlt, funkelt und brodelt. Richard Strauss› Komische Oper «Die Schweigsame Frau» feierte an der Berliner Staatsoper eine umjubelte Premiere. Nach 106 Jahren ist das Werk erstmals an diesem Haus zu erleben. Die selten gespielte Oper begeisterte das Publikum mit ihrer klanglich opulenten Partitur und einer originellen Inszenierung.
Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson verwandelte die Geschichte des lärmempfindlichen Sir Morosus, der eine stille Frau sucht und von seiner Umgebung getäuscht wird, in ein farbenfrohes Spektakel. Auf der Bühne entfaltet sich ein Panoptikum skurriler Figuren in bunten Kostümen. Die musikalische Leitung übernahm Thomas Guggeis, der das Staatskapellen-Orchester zu Höchstleistungen führte. «Diese Oper ist wie ein musikalisches Feuerwerk, das Strauss hier abbrennt», erklärt Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Marion Recknagel vom Berliner Institut für Musikgeschichte.
Besonders beeindruckend war die stimmliche Leistung der Solisten. Margarita Vilsone als vermeintlich schweigsame Frau Timidia überzeugte mit kristallklarer Koloratur. Michael Laurenz brillierte als Sir Morosus mit kraftvollem Bass. Das Libretto von Stefan Zweig, entstanden in politisch schwieriger Zeit, erhielt durch die Inszenierung eine zeitgemäße Interpretation.
Der Abend war mehr als nur Musiktheater. Er erinnerte an die komplizierte Entstehungsgeschichte des Werks im Schatten des aufkommenden Nationalsozialismus. Die Premiere 1935 in Dresden markierte das Ende der Zusammenarbeit zwischen Strauss und Zweig aufgrund politischer Repressionen. Dieser historische Kontext verleiht dem unterhaltsamen Stück eine besondere Tiefe, die das Berliner Publikum sichtlich berührte.