Der Affenprotest im Nürnberger Tiergarten hat die Stadt in Aufruhr versetzt. Seit Tagen demonstrieren Tierschützer gegen die geplante Tötung mehrerer Berberaffen. Gestern erreichte der Protest seinen Höhepunkt, als sich Aktivisten an den Zufahrtswegen zum Zoo anketteten. Die Szenen erinnerten mich an meine ersten Reportagen über Umweltaktivismus in den 90er Jahren – nur dass die Emotionen heute noch intensiver scheinen.
Die 45 Berberaffen, die in einer Freianlage leben, sollten wegen Platzmangels und fehlendem Interesse anderer Zoos eingeschläfert werden. Eine Entscheidung, die bundesweit für Empörung sorgte. «Wir können nicht akzeptieren, dass gesunde Tiere getötet werden, nur weil sie keinen Platz mehr haben», erklärt Sarah Müller von der Tierschutzorganisation «Affenrecht«. Der Nürnberger Tiergartendirektor Dr. Dag Encke verteidigt die ursprüngliche Entscheidung: «Es geht um Populationsmanagement und das Wohl der gesamten Gruppe.»
Die intensive Medienberichterstattung und die Proteste zeigen Wirkung. Der Zoo hat mittlerweile eingelenkt und sucht nach Alternativen. Beim Spaziergang durch die Stadt höre ich immer wieder Gespräche über den «Affenkrimi», wie ihn die Nürnberger nennen. Die Diskussion über Tierwohl in Zoos ist längst im Mainstream angekommen.
Was mich an dieser Geschichte berührt: Sie zeigt, wie schnell sich heute gesellschaftlicher Druck aufbauen kann. Die Berberaffen haben uns einen Spiegel vorgehalten. Wie gehen wir mit Lebewesen um, die keinen wirtschaftlichen Nutzen haben? Eine Frage, die weit über den Nürnberger Zoo hinausreicht.