Wenn ich durch die Kölner Altstadt schlendere, werfe ich unwillkürlich einen Blick zum Dom. Majestätisch erhebt er sich über die Stadt – ein Symbol für Glauben und Beständigkeit. Doch seit Jahren liegt ein Schatten über dem Erzbistum. Die Causa Woelki beschäftigt nicht nur Gläubige, sondern auch mich als Beobachterin gesellschaftlicher Entwicklungen.
Die Lage spitzt sich zu. Missbrauchsopfer fordern vom Papst konkrete Maßnahmen gegen Kardinal Rainer Maria Woelki. Seit Jahren kämpfen sie um Aufklärung und Gerechtigkeit. «Der Heilige Vater muss endlich ein Machtwort sprechen», sagt Patrick Bauer vom Betroffenenbeirat. Seine Stimme zittert merklich. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer älteren Dame nach der Sonntagsmesse: «In unserer Gemeinde sprechen viele nicht mehr über den Glauben, sondern nur noch über die Krise.»
Die Zahlen sprechen für sich: Allein 2022 verließen über 51.000 Menschen das Erzbistum Köln. Eine Dimension, die mich fassungslos macht. Vergangene Woche erreichte der Vatikan ein formaler Appell mehrerer Betroffenenvertretungen. Sie bitten Franziskus um Intervention. Interessant dabei: Selbst innerhalb der Kirche wächst die Kritik an Woelkis Amtsführung.
Was bleibt, ist die Frage nach Verantwortung und Erneuerung. Während ich am Dom vorbeigehe, denke ich an die vielen Menschen, deren Vertrauen erschüttert wurde. Vielleicht braucht es mehr als nur strukturelle Veränderungen – es braucht einen echten Neuanfang, der die Betroffenen in den Mittelpunkt stellt.