Als ich gestern durch Mülheim fuhr, waren die Polizeiabsperrungen noch deutlich sichtbar. Der Vorfall vom Donnerstag hallt nach. Polizeibeamte hatten ihre Dienstwaffen eingesetzt und einen Mann schwer verletzt. Die Situation eskalierte, nachdem der 26-Jährige mit einem Messer bewaffnet auf die Einsatzkräfte zuging und Bedrohungen aussprach.
«In solchen hochdynamischen Situationen müssen Beamte in Sekundenbruchteilen entscheiden», erklärt mir ein langjähriger Polizeipsychologe später am Telefon. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und des Polizeipräsidiums Essen laufen auf Hochtouren. Besonders die Frage nach der Verhältnismäßigkeit steht im Zentrum.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Polizisten vor einigen Jahren. «Die Waffe zu ziehen ist immer das allerletzte Mittel», sagte er damals. Seine Hände zitterten leicht beim Erzählen. Bei meinen Recherchen zeigen die Zahlen: Polizeilicher Schusswaffengebrauch gegen Personen ist in Deutschland selten. Letztes Jahr kam es bundesweit zu etwa 50 Fällen.
Der Mülheimer Vorfall berührt mich besonders. Er zeigt die Gratwanderung zwischen notwendiger Gefahrenabwehr und dem höchsten Gut – dem menschlichen Leben. Der Verletzte wird derzeit noch im Krankenhaus behandelt. Währenddessen diskutiert die Stadt: Wie viel Sicherheit brauchen wir? Und zu welchem Preis?
Weitere Informationen zum aktuellen Stand der Ermittlungen finden Sie beim Polizeipräsidium Essen.