Der Herbstwind wirbelt nicht nur Blätter, sondern auch die Sorgenfalten der Brandenburger Pflegebedürftigen durcheinander. Die finanzielle Belastung für einen Heimplatz im «Ländle» steigt unaufhaltsam. Was früher als bezahlbare Altersversorgung galt, entwickelt sich zunehmend zum finanziellen Drahtseilakt.
Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Brandenburg verzeichnet einen der höchsten Kostenanstieg bundesweit. Durchschnittlich 2.627 Euro monatlicher Eigenanteil fallen inzwischen für Betroffene an. Das entspricht einer Steigerung von über 380 Euro binnen eines Jahres. «Die Pflegekosten entwickeln sich zu einer echten sozialen Frage», betont Pflegeexperte Martin Weber vom Sozialverband VdK. «Viele Familien stehen vor existenziellen Entscheidungen.»
Gestern erst besuchte ich meine Tante Hilde im Pflegeheim bei Potsdam. Ihr schmales Gesicht wirkte besorgt, als sie mir ihre letzte Abrechnung zeigte. «Dreihundert Euro mehr, Marie. Woher soll ich das nehmen?» Diese Frage stellen sich viele. Besonders bitter: Gerade im ländlichen Brandenburg fehlen oft Alternativen zur stationären Pflege.
Die Pflegekassen übernehmen zwar einen pauschalen Anteil, doch die Schere zwischen Leistungen und tatsächlichen Kosten wächst. Besonders die gestiegenen Personalkosten durch den Mindestlohn schlagen durch. Die Qualitätsverbesserungen sind notwendig und richtig, die finanzielle Last tragen jedoch überwiegend die Pflegebedürftigen selbst.
Was als gesellschaftliche Aufgabe beginnt, endet oft als privates Finanzdesaster. Während wir kulturell den Wert des Alters betonen, überlassen wir die praktische Bewältigung den Einzelnen. Ein Widerspruch, der im brandenburgischen Alltag besonders spürbar wird – und dringend politische Antworten fordert.