Die Fassade des Berliner Reichstagsgebäudes erstrahlte gestern in bunten Farben. Fast 200 Aktivisten entrollten eine riesige Regenbogenflagge vor dem Bundestag. Laut Polizeiangaben versammelten sich rund 5.000 Menschen zur spontanen Demonstration anlässlich des Christopher Street Days, der dieses Wochenende in der Hauptstadt stattfindet.
«Wir fordern mehr als nur symbolische Anerkennung», erklärte Sophia Weiß, Sprecherin des CSD-Komitees Berlin. Die Protestaktion richtete sich gegen die schleppende Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes. Besonders die Verzögerungen bei den Beratungsangeboten stehen in der Kritik. Rund um den Platz der Republik waren zahlreiche Plakate mit Forderungen nach konkreten Maßnahmen zu sehen.
Der Protest verlief friedlich, hatte aber eine eindringliche Botschaft. Als langjährige Beobachterin der Berliner CSD-Bewegung kann ich sagen: Die Stimmung war anders als in Vorjahren – weniger Feier, mehr politischer Ernst. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt empfing eine Delegation der Demonstrierenden und sagte Gespräche zu. «Der Dialog mit der Community hat für uns Priorität», versicherte sie.
Die symbolträchtige Aktion dürfte Nachwirkungen haben. Für den morgigen Hauptumzug des CSD werden nun deutlich mehr Teilnehmende erwartet als zunächst angenommen. Die Botschaft der Aktivisten hallt nach: Sichtbarkeit allein reicht nicht mehr, jetzt müssen politische Zusagen eingelöst werden.