In der Stuttgarter Innenstadt wächst die Unruhe um das Bahnprojekt Stuttgart 21. Bundesverkehrsminister Volker Wissing bezeichnete das Milliardenprojekt erstmals öffentlich als «Fehlentscheidung». Laut aktuellen Zahlen sind die Kosten bereits auf über 11 Milliarden Euro gestiegen – mehr als dreimal so viel wie ursprünglich geplant.
«Stuttgart 21 erfüllt nicht die Anforderungen eines modernen, leistungsfähigen Bahnknotens», erklärte Wissing bei einem Pressetermin. Die Kapazitäten des geplanten Tiefbahnhofs reichen nach neuesten Berechnungen für den wachsenden Bahnverkehr nicht aus. Besonders bitter für viele Stuttgarter: Trotz jahrelanger Bauarbeiten und Einschränkungen wird das Ergebnis den Erwartungen nicht gerecht. Auch Fahrgastverbände üben scharfe Kritik. «Wir haben immer vor den begrenzten Kapazitäten gewarnt», sagt Martin Hildebrandt vom Fahrgastverband Pro Bahn. Als Anwohnerin des Europaviertels sehe ich täglich, wie die Bauarbeiten das Stadtbild prägen – und wie die Stimmung kippt.
Die Deutsche Bahn hält dennoch am Projekt fest. Der Konzern verweist auf fortgeschrittene Bauarbeiten und betont, dass ein Ausstieg teurer wäre als die Fertigstellung. Für Stuttgart bedeutet dies weitere Jahre mit Baustellenchaos und Unsicherheit. Spannend bleibt, ob die klare Positionierung des Ministers politische Konsequenzen haben wird. Eines ist sicher: Die Debatte um Stuttgart 21 wird die Landeshauptstadt noch lange begleiten.