Morgens beim Kaffee sitze ich am Fenster und beobachte Sonnenstrahlen, die durch die Luft tanzen. Was ich nicht sehe: Tausende Mikroplastikpartikel, die ich mit jedem Atemzug einatme. Eine neue Studie der University of Birmingham bestätigt nun, was viele Umweltforscher befürchtet haben – die Belastung unserer Innenraumluft mit Mikroplastik ist dramatisch unterschätzt worden.
Wir atmen täglich zwischen 16.000 und 35.000 Mikroplastikpartikel ein. Besonders erschreckend: In Innenräumen ist die Konzentration bis zu 60-mal höher als bisher angenommen. Die winzigen Teilchen stammen aus alltäglichen Quellen – Kleidung, Möbel, Verpackungen und sogar Kosmetikprodukte.
«Wir haben die Durchdringung unseres Alltags durch Plastik massiv unterschätzt», erklärt Dr. Felicia Meier vom Umweltbundesamt. «Diese Partikel sind so klein, dass sie problemlos in unsere Blutbahn und Organe gelangen können.»
Letzte Woche habe ich zuhause einen alten Teppich entfernt. Der aufgewirbelte Staub ließ mich husten. Jetzt weiß ich: Was ich für gewöhnlichen Hausstaub hielt, enthält vermutlich erhebliche Mengen Mikroplastik.
Was diese Entdeckung für unsere Gesundheit bedeutet, wird die Wissenschaft noch jahrelang beschäftigen. Sicher ist: Die künstlichen Polymere sind gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie viel Plastik wir täglich einatmen. Vielleicht sollten wir beim nächsten Großputz nicht nur ans Staubwischen denken, sondern auch an das, was wir nicht sehen können.