Neulich stand ich an der Supermarktkasse hinter einer jungen Mutter. Sie rechnete konzentriert, welche Artikel sie sich leisten konnte. Diese Alltagsszene berührt besonders im Kontext der aktuellen Unterhaltsvorschuss-Statistik. Nur 17 Prozent aller staatlich vorgestreckten Unterhaltszahlungen werden in Deutschland zurückgeholt. Eine erschreckend niedrige Quote.
Der Staat zahlte im vergangenen Jahr rund 3,2 Milliarden Euro Unterhaltsvorschuss für Kinder, deren unterhaltspflichtige Elternteile ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkamen. «Es kann nicht sein, dass der Staat einspringt und gleichzeitig die Verantwortlichen aus ihrer Pflicht entlässt», erklärt Familienrechtsexpertin Dr. Claudia Wiesner. Die Rückholquote stagniert seit Jahren auf niedrigem Niveau.
Als ich kürzlich eine alleinerziehende Freundin besuchte, erzählte sie mir vom monatlichen Kampf mit den Behörden. Ihr Ex-Partner zahlt seit Jahren keinen Cent. Die Jugendämter sind personell überlastet. Viele Verfahren verlaufen im Sand. Besonders problematisch: Unterhaltsschuldner wechseln häufig Arbeitsplätze oder verstecken Einkommen.
Betroffene Kinder leiden doppelt. Ihnen fehlt nicht nur ein Elternteil im Alltag. Sie wachsen auch mit dem Gefühl auf, dem anderen Elternteil nichts wert zu sein. Der Tagesspiegel berichtete ausführlich über die Problematik des Unterhaltsvorschusses in Deutschland.
Diese Versorgungslücke spiegelt ein tieferes gesellschaftliches Problem wider. Während wir über Gleichberechtigung diskutieren, scheitern wir an der gerechten Verteilung von Verantwortung. Die betroffenen Kinder verdienen mehr als statistische Fußnoten in einem unzureichenden System.