Gestern Abend stand ich zwischen aufgeregten Zuschauern im Hamburger «Mehr! Theater». Die magische Welt von Harry Potter erwartet uns. Doch etwas noch Bemerkenswerteres zieht meine Aufmerksamkeit auf sich: Die Schwestern Mia und Lara Vetterlein aus dem kleinen mecklenburgischen Bützow verzaubern hier täglich das Publikum im Theaterspektakel «Harry Potter und das verwunschene Kind«.
Die beiden jungen Frauen haben es geschafft, wovon viele träumen. Seit 2021 stehen sie regelmäßig auf einer der bedeutendsten Theaterbühnen Deutschlands. Mia, die 15-jährige, verkörpert gleich mehrere Rollen, darunter die junge Lily Potter. Ihre ältere Schwester Lara ist als Zweitbesetzung für Rose Granger-Weasley engagiert. «Es ist surreal, wenn man plötzlich Teil dieser Welt wird, die man vorher nur aus Büchern kannte», erzählt Mia mit leuchtenden Augen. Der Weg aus der 7.500-Einwohner-Stadt Bützow auf die große Bühne war nicht selbstverständlich. Ihre Mutter fuhr sie jahrelang zum Tanzunterricht und zu Castings. Ich beobachte die beiden während der Vorstellung und bin beeindruckt von ihrer Präsenz. Sie bewegen sich mit einer Selbstverständlichkeit zwischen den Spezialeffekten und komplexen Bühnenbildern, als hätten sie nie etwas anderes getan.
Die Kulturverantwortliche des Bützower Kulturvereins, Frau Neumann, schwärmt: «Diese Mädchen sind Vorbilder für unsere Region. Sie zeigen, dass große Träume auch aus kleinen Orten wachsen können.» Während ich das Theater verlasse, denke ich darüber nach, wie diese Schwestern Magie nicht nur darstellen, sondern leben. Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass manchmal die außergewöhnlichsten Talente in den unscheinbarsten Orten zu finden sind.