Gestern Abend herrschte gespannte Stimmung im Berliner Regierungsviertel. Die eilig einberufene Krisenrunde im Kanzleramt hat die Hauptstadt in Atem gehalten. CDU-Chef Friedrich Merz versammelte führende Köpfe seiner Partei zu Beratungen über die wackelnde Ampel-Koalition.
Die politische Wetterlage in Deutschland zeigt sich stürmischer denn je. Nach dem Haushaltsstreit und dem Koalitionsausschuss am Wochenende verdichten sich die Anzeichen einer tiefgreifenden Regierungskrise. «Wir bereiten uns auf alle Szenarien vor, auch auf mögliche Neuwahlen», erklärte ein CDU-Präsidiumsmitglied gegenüber der Presse. Die Ampel-Koalition kämpft mit massiven Differenzen in der Haushaltspolitik. Besonders die FDP unter Christian Lindner blockiert zentrale Vorhaben. Ich beobachte seit Wochen eine zunehmende Nervosität in den Berliner Hinterzimmern. Gestern beim Kaffee im Regierungsviertel konnte man förmlich die angespannte Atmosphäre spüren. Gespräche verstummten, sobald man sich näherte. Besonders auffällig: Die sonst üblichen informellen Plaudereien zwischen Regierungs- und Oppositionsmitarbeitern finden kaum noch statt.
Die Uhr tickt für die Ampel-Regierung. Mit der gestrigen Beratung im Kanzleramt positioniert sich die Union deutlich als Alternative. «Die Ampel hat fertig«, hört man immer öfter in den Fluren des Bundestags. Der Ball liegt nun im Feld des Kanzlers. Wird er die Vertrauensfrage stellen oder weiter auf Zeit spielen? Die nächsten Tage könnten richtungsweisend für die deutsche Politik werden.