Article – Die Szene brachte selbst hartgesottene Hockeyfans zum Zusammenzucken. Im EM-Halbfinale gegen Belgien warf sich Selin Oruz ohne zu zögern in einen harten Schuss. Mit ihrem Körper verhinderte sie das mögliche Ausgleichstor. Diese Sekunden könnten als Schlüsselmoment in die deutsche Hockeygeschichte eingehen.
«In solchen Momenten denkst du nicht nach», erklärte Oruz später mit einem tapferen Lächeln. «Du siehst nur den Ball und handelst instinktiv.» Die Verteidigerin zeigte damit genau jenen Kampfgeist, der die deutschen Hockey-Damen bei dieser EM auszeichnet. Der knappe 1:0-Sieg brachte das Team ins Finale, wo nun die Chance auf den ersten EM-Titel seit 2013 wartet.
Was viele nicht wissen: Hockey gehört zu den schnellsten Ballsportarten überhaupt. Ein geschlagener Ball erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h. Ohne die vorgeschriebene Schutzausrüstung ist jeder Einsatz ein Risiko. Ich erinnere mich an ein Jugendturnier in Hamburg, wo ein ähnlicher Block eines Verteidigers mit minutenlangen Behandlungspausen endete.
Die Szene zeigt mehr als sportliche Höchstleistung. Sie steht symbolisch für das, was Mannschaftssport im Kern ausmacht: bedingungsloser Einsatz fürs Team. In einer Zeit individueller Sportvermarktung erscheint diese selbstlose Aktion fast schon als Gegenentwurf zu unserer «Ich zuerst»-Gesellschaft.