Der Wind der Ostsee hat sich gedreht. Ein Ukrainer sitzt in Untersuchungshaft – verdächtigt, an der spektakulären Nord-Stream-Sabotage beteiligt gewesen zu sein. Die Festnahme erfolgte in Polen, wie die Tagesschau berichtet. Fast zwei Jahre nach den rätselhaften Explosionen an den Gaspipelines scheint nun Bewegung in die Ermittlungen zu kommen.
«Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren», erklärte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft gestern knapp. Mehr wollte man nicht preisgeben. In diplomatischen Kreisen rumort es jedoch gewaltig. Der Verdacht einer ukrainischen Beteiligung stand schon länger im Raum. Die mutmaßlichen Täter sollen mit einer Segeljacht namens «Andromeda» zum Tatort gefahren sein. Eine abenteuerliche Geschichte, die ich zunächst kaum glauben konnte.
Als ich letzten Sommer in Sassnitz war, diskutierten die Fischer am Hafen noch über die mysteriösen Explosionen. «Sowas hat’s hier noch nie gegeben», meinte ein alter Seebär kopfschüttelnd. Die Ostsee, sonst eher Urlaubsidyll und Handelsweg, wurde plötzlich zum Tatort eines geopolitischen Krimis. Die gewaltigen Methanblasen, die nach den Explosionen an der Wasseroberfläche aufstiegen, waren sogar auf Satellitenbildern zu sehen.
Der Fall Nord Stream zeigt, wie verwundbar unsere kritische Infrastruktur ist. Die Pipelines galten als Symbol deutsch-russischer Energiepartnerschaft. Ihr gewaltsames Ende markiert eine Zeitenwende. Während die Ermittlungen weitergehen, bleibt die größere Frage: Wer zieht im Hintergrund die Fäden dieses komplexen geopolitischen Spiels?