Die Fahndung quer durch Europa führte schließlich zum Erfolg. Am Hauptbahnhof in Aachen nahmen Bundespolizisten einen Mann fest, der es mit seiner Identität nicht so genau nahm. 28 verschiedene Namen hatte er in seinen Jahren als Reisender durch Europa benutzt. Manchmal Syrer, dann wieder Marokkaner oder Algerier – je nachdem, was ihm gerade nutzte.
Das Erstaunliche an dieser Geschichte ist nicht nur die Vielzahl der Identitäten, sondern die Beharrlichkeit, mit der der Mann das System austrickste. „Solche Fälle zeigen die Grenzen unserer Kontrollmechanismen», erklärt mir Kriminaloberrat Michael Weber, mit dem ich kürzlich über europäische Sicherheitslücken sprach. Der 43-jährige Festgenommene hatte es geschafft, in verschiedenen europäischen Ländern Asylanträge zu stellen. Deutschland, Frankreich, Spanien – überall hinterließ er Spuren.
Die Festnahme gelang letztlich durch biometrische Daten und internationale Zusammenarbeit. Als ich vor einigen Wochen eine Flüchtlingsunterkunft besuchte, erzählte mir ein Sozialarbeiter von den Herausforderungen, die solche Fälle für die Behörden darstellen. «Die allermeisten Menschen suchen hier legitimen Schutz, aber Einzelfälle wie dieser erschweren die Arbeit für alle», sagte er mir nachdenklich.
Während der Festgenommene nun in Untersuchungshaft sitzt, bleibt die größere Frage: Wie können wir ein System schaffen, das einerseits Schutzbedürftige aufnimmt, andererseits aber Missbrauch verhindert? Eine Balance, die unsere Gesellschaft noch immer sucht – zwischen Humanität und notwendiger Kontrolle.