Der frühe Morgen auf dem Leipziger Flughafen war heute anders als sonst. Zwischen Urlaubern und Geschäftsreisenden ereignete sich etwas, das seit drei Jahren nicht mehr stattgefunden hatte: Eine Maschine mit 28 afghanischen Straftätern hob ab – Ziel Kabul. Die erste Abschiebung nach Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021.
Für Bundesinnenministerin Nancy Faeser markiert dieser Flug einen entscheidenden Moment. «Schwere Straftäter haben ihr Recht verwirkt, in Deutschland Schutz zu erhalten», erklärte sie gegenüber der Presse. Die abgeschobenen Männer hatten teils erhebliche Straftaten begangen. Der Druck nach den schrecklichen Ereignissen in Mannheim und Solingen war spürbar gewachsen.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Polizistin letzten Monat. «Es ist kompliziert«, sagte sie mir. «Wir brauchen klare Regeln, aber auch menschliche Lösungen.» Die Bilder aus Kabul gehen mir nicht aus dem Kopf. Meine afghanische Nachbarin zeigt mir manchmal Fotos ihrer Heimat von früher.
Die Abschiebung erfolgt trotz fehlender diplomatischer Beziehungen zum Taliban-Regime. Deutschland erkennt die Taliban-Regierung nicht an. Über die genauen Umstände der Übergabe schweigen die Behörden. Menschenrechtsorganisationen äußern Bedenken zur Sicherheit der Abgeschobenen.
Während die Politik von einem «wichtigen Signal» spricht, bleibt die Frage: Wie balancieren wir Sicherheit und Humanität in unserem Zusammenleben? Die Debatte wird uns weiter begleiten – in den Parlamenten und an den Küchentischen.