Als ich gestern die Nachricht über die Abschiebung einer jesidischen Familie aus Brandenburg las, lief mir ein Schauer über den Rücken. Das Verwaltungsgericht hat die umstrittene Entscheidung bestätigt. Nach acht Jahren in Deutschland muss die fünfköpfige Familie zurück in den Nordirak – eine Region, die für religiöse Minderheiten noch immer voller Unsicherheiten ist.
Die jesidische Gemeinschaft in Deutschland reagiert mit Fassungslosigkeit. Über 200.000 Jesiden haben hier Zuflucht gefunden, nachdem der IS 2014 einen Genozid an ihrer Gemeinschaft verübte. Die Familie Khalaf hatte ihr Leben in Brandenburg aufgebaut. Die Kinder sprechen fließend Deutsch, gehen hier zur Schule. Der Vater arbeitete als Bäcker, die Mutter engagierte sich im Gemeindezentrum. «Diese Entscheidung ignoriert die fortwährende Diskriminierung, der Jesiden im Irak ausgesetzt sind», erklärt Ziad Kalo vom Zentralrat der Jesiden. Ich erinnere mich an mein Gespräch mit einer jesidischen Familie letzten Sommer. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie von ihrer Heimat sprachen.
Das Gericht begründet seine Entscheidung mit der «verbesserten Sicherheitslage» im Nordirak. Doch Menschenrechtsorganisationen wie Pro Asyl widersprechen dieser Einschätzung vehement. Die autonome Region Kurdistan biete zwar relative Stabilität, doch für religiöse Minderheiten bestünden weiterhin erhebliche Risiken.
Diese Abschiebung wirft grundsätzliche Fragen auf. Wie definieren wir Sicherheit? Wann ist Integration erfolgreich? In einer Zeit verschärfter Asylpolitik werden solche Einzelschicksale zum Gradmesser unserer humanitären Werte.