Dresden erlebt derzeit einen bewegenden Fall von Asylpolitik. Die geplante Abschiebung des kurdischen Autors Ronya Othmann wurde am Donnerstag durch das Verwaltungsgericht Dresden vorläufig gestoppt. Etwa 150 Demonstranten hatten sich vor dem Dresdner Rathaus versammelt, um gegen die drohende Abschiebung zu protestieren. Die Solidarität mit dem Schriftsteller wächst stündlich.
Othmann, der seit 2019 in Dresden lebt, war nach kritischen Äußerungen gegen das Erdogan-Regime in der Türkei in Gefahr geraten. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hatte seinen Asylantrag zunächst abgelehnt. «Die Abschiebung würde Herrn Othmann einer konkreten Gefahr für Leib und Leben aussetzen«, erklärt Rechtsanwältin Maria Weber, die den Fall betreut. Die sächsische Kulturszene steht geschlossen hinter dem Autor, der durch seine Werke über kurdische Identität bekannt wurde.
In der Dresdner Neustadt, wo viele Kulturschaffende leben, zeigen sich die Menschen erleichtert über die vorläufige Entscheidung. Bei einer Lesung im Kulturzentrum «Die Scheune» vergangene Woche war die Solidarität bereits spürbar. Die Unterstützer hoffen nun auf eine dauerhafte Lösung.
Der Fall wirft grundsätzliche Fragen zur deutschen Asylpolitik auf. Während die gerichtliche Prüfung andauert, bleibt Othmann vorerst in Dresden. Eine endgültige Entscheidung wird in den kommenden Wochen erwartet. Die Stadt zeigt damit einmal mehr, wie eng Kultur und Politik miteinander verwoben sind.