Der Herbstmarkt in Neunkirchen-Seelscheid wird dieses Jahr anders ablaufen. Die Werbegemeinschaft hat nach hitzigen Diskussionen entschieden: Politik bleibt draußen. Hintergrund ist ein Streit um die Teilnahme der AfD, der die Gemeinde wochenlang beschäftigte.
Als ich vergangenen Sonntag durch den Ort spazierte, waren die Nachwirkungen noch spürbar. Gespräche verstummten, sobald das Thema aufkam. Der Konflikt hatte die Gemeinde tief gespalten. Die lokale Werbegemeinschaft, die den Markt organisiert, stand vor einer schwierigen Entscheidung: AfD zulassen oder nicht?
«Wir wollen ein Fest für alle Bürger ohne politische Konfrontation», erklärte mir Martin Breideneichen, Vorsitzender der Werbegemeinschaft. Die Lösung: Keine Partei darf mehr teilnehmen. Diese Regelung gilt für alle – von CDU bis Linke. Für die Organisatoren war es ein notwendiger Schritt. Die Atmosphäre beim letzten Herbstmarkt hatte gelitten. Besucher berichteten von angespannter Stimmung. Einige mieden sogar bewusst bestimmte Stände.
Ich erinnere mich noch gut an frühere Märkte. Familien schlenderten entspannt zwischen den Ständen, Kinder probierten Süßigkeiten, Nachbarn trafen sich auf ein Schwätzchen. Diese unbeschwerte Stimmung soll zurückkehren.
Die Entscheidung zeigt ein größeres Dilemma unserer Zeit. Wo endet Meinungsfreiheit? Wo beginnt Ausgrenzung? Der kleine Herbstmarkt im Rhein-Sieg-Kreis steht plötzlich für eine gesellschaftliche Grundsatzfrage. Manchmal braucht es klare Regeln, um Gemeinschaft zu bewahren.