Der Aufstieg der AfD im Nordosten zeichnet sich immer deutlicher ab. Beim Sonntagsspaziergang durch Schwerin fiel mir gestern auf, wie viele Menschen politische Gespräche führen – anders als noch vor wenigen Jahren. Laut aktueller Infratest dimap-Umfrage liegt die AfD in Mecklenburg-Vorpommern mit 28 Prozent erstmals deutlich vor der SPD (20 Prozent).
Die Partei von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig verliert dramatisch an Boden. Noch bei der Landtagswahl 2021 erreichte die SPD stolze 39,6 Prozent. Nun sieht die politische Landschaft völlig verändert aus. «Viele Menschen im ländlichen Raum fühlen sich von der etablierten Politik nicht mehr gehört», erklärte mir der Politikwissenschaftler Prof. Bergmann letzte Woche. Die CDU kommt auf 18 Prozent, während das Bündnis Sahra Wagenknecht mit 13 Prozent aus dem Stand drittstärkste Kraft werden könnte.
Beim Besuch im Café am Markt erzählte mir eine Bäckereifachverkäuferin: «Die Leute reden nur noch über Politik und Preissteigerungen.» Diese Stimmung spiegelt sich in den Zahlen wider. Die Grünen mit 6 Prozent und die Linke mit 3 Prozent kämpfen um Relevanz. Die nächste Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern steht regulär erst 2026 an.
Doch die Umfrageverschiebungen werfen Fragen auf. Was bedeutet dieser Stimmungswandel für die politische Kultur im Nordosten? Die Signale der Unzufriedenheit sind nicht zu überhören. Vielleicht braucht es mehr echten Dialog statt politischer Schaukämpfe, um das Vertrauen zurückzugewinnen.