In einem staubigen Keller des Essener Polizeipräsidiums tauchten überraschend historische Akten zur Aldi-Entführung von 1971 auf. Ein Polizeibeamter entdeckte die Dokumente während Aufräumarbeiten in einem vergessenen Archivraum. Der spektakuläre Fall gilt als eine der ersten großen Entführungen in der Nachkriegszeit Deutschlands, bei der 7 Millionen Mark Lösegeld gefordert wurden.
Die vergilbten Unterlagen enthalten bisher unbekannte Details zur Entführung von Theo Albrecht, dem Mitbegründer der Discounter-Kette. «Diese Akten sind ein bedeutsames Zeitzeugnis der Kriminalgeschichte im Ruhrgebiet», erklärt Kriminalhauptkommissar Werner Schulz. Besonders brisant: Handschriftliche Notizen der Ermittler legen nahe, dass es mehr Tatverdächtige gab als die zwei verurteilten Entführer. Die Akten beinhalten auch Fotos vom Versteck, in dem Albrecht 17 Tage gefangen gehalten wurde.
Für uns Essener ist dieser Fund wie ein Blick in ein dunkles Kapitel unserer Stadtgeschichte. Die Entführung veränderte nicht nur Albrechts Leben – nach seiner Freilassung wurde er zum zurückgezogen lebenden Mann – sondern auch den Umgang mit Sicherheit bei Prominenten in Deutschland grundlegend.
Die Staatsanwaltschaft Essen prüft nun, ob die neuen Erkenntnisse Auswirkungen auf die damalige Fallbewertung haben könnten. Eine vollständige Digitalisierung der historischen Dokumente ist bereits geplant. Obwohl der Fall juristisch längst abgeschlossen ist, zeigt er, wie tiefe Spuren solche Ereignisse in der kollektiven Erinnerung einer Stadt hinterlassen.