Der Duft frischer Brötchen mischt sich mit dem Klingeln an der Kasse. Während ich meinen Einkaufswagen durch die vertrauten Gänge schiebe, bemerke ich die aufgeregte Diskussion zweier Mitarbeiter. «Hast du gehört? Aldi Nord und Aldi Süd könnten bald wieder eins werden!» Diese Nachricht elektrisiert derzeit die deutsche Wirtschaftslandschaft – und auch mich als langjährige Beobachterin des deutschen Einzelhandels.
Die mögliche Wiedervereinigung der Discount-Giganten wäre tatsächlich historisch. Seit 1961, als die Brüder Karl und Theo Albrecht ihr gemeinsames Unternehmen in Aldi Nord und Aldi Süd aufspalteten, existieren zwei getrennte Imperien. Der «Aldi-Äquator» – eine unsichtbare Linie quer durch Deutschland – trennt bis heute ihre Einflussgebiete. Nun berichten Insider von konkreten Gesprächen zwischen den Eigentümer-Familien.
«Eine Fusion würde die Marktposition von Aldi erheblich stärken und im internationalen Wettbewerb neue Synergien schaffen», erklärt Handelsexperte Prof. Martin Fassnacht von der WHU Business School. Besonders interessant: Während beide Unternehmen nach außen ähnlich erscheinen, unterscheiden sie sich intern erheblich in Sortiment und Unternehmenskultur.
Als ich letzte Woche sowohl eine Aldi Nord als auch eine Aldi Süd-Filiale besuchte, fielen mir diese feinen Unterschiede wieder auf. Die Preisschilder, das Warenangebot, sogar die Atmosphäre – subtil anders und doch unverkennbar Aldi.
Was bedeutet diese mögliche Fusion für uns Verbraucher? Vermutlich kurzfristig wenig, langfristig könnten jedoch Sortimente harmonisiert und Preisvorteile entstehen. Die deutsche Discounter-Geschichte schreibt möglicherweise bald ihr nächstes spannendes Kapitel. Und ich werde weiter aufmerksam durch die Gänge streifen – auf der Suche nach ersten Anzeichen des neuen, vereinten Aldi-Reichs.