In Dresden sorgt ein ungewöhnliches Familienmodell für Aufsehen: Drei Freundinnen haben gemeinsam entschieden, ein Kind großzuziehen. Anne, Melanie und Sandra teilen sich seit einem Jahr die Verantwortung für den kleinen Max. Laut einer aktuellen Studie des Dresdner Jugendamts wachsen bereits über 200 Kinder in der Landeshauptstadt in alternativen Familienkonstellationen auf.
«Für uns war von Anfang an klar, dass wir alle drei gleichberechtigte Bezugspersonen sein wollen», erklärt Anne, die biologische Mutter des Jungen. Die drei Frauen wohnen in benachbarten Wohnungen im Stadtteil Neustadt. Max hat in beiden Wohnungen sein eigenes Zimmer und pendelt nach einem festgelegten Plan zwischen seinen Müttern.
Rechtlich betrachtet ist die Situation komplex. «Alternative Familienmodelle haben in Deutschland noch immer einen schweren Stand«, betont Familienrechtsanwältin Petra Hoffmann. Die drei Freundinnen haben daher umfassende Verträge aufgesetzt, um ihre Rechte und Pflichten zu regeln.
Im Alltag erleben sie viel Unterstützung, aber auch Skepsis. Als Dresdnerin kann ich bestätigen: Unsere Stadt wird zwar offener, doch traditionelle Vorstellungen sind noch stark verankert. Besonders ältere Nachbarn reagieren manchmal verwundert auf die Familienkonstellation.
Für die Zukunft planen die drei Frauen einen gemeinsamen Haushalt. «Max soll in einem liebevollen Umfeld aufwachsen, die Anzahl der Eltern ist dabei zweitrangig», sagt Melanie. Ihr Beispiel zeigt: Familie ist heute weniger eine Frage der Biologie als vielmehr eine des Zusammenhalts und der geteilten Verantwortung.