Der Paketboom floriert, doch hinter den Kulissen brodelt es. Bei meinem Gespräch mit Paketboten letzte Woche wurde schnell klar: Die Stimmung ist am Tiefpunkt. Zwischen steigenden Sendungsmengen und wachsendem Zeitdruck fühlen sich viele wie Zahnräder in einer unerbittlichen Maschine. Die Menschen, die täglich unsere Online-Bestellungen liefern, arbeiten oft unter Bedingungen, die kaum jemand freiwillig wählen würde.
Die Zahlen sprechen für sich. 2023 wurden über 4 Milliarden Pakete in Deutschland zugestellt – Rekord. Doch der Preis dafür ist hoch. «Manchmal habe ich nicht einmal Zeit für eine Toilettenpause», berichtet Mehmet K., seit acht Jahren Paketbote in Frankfurt. «Wir liefern täglich bis zu 200 Pakete aus – bei jedem Wetter, egal ob krank oder gesund.» Die Branche kämpft mit Personalmangel, während gleichzeitig der Kostendruck steigt. Subunternehmer drücken Löhne, befristete Verträge schaffen Unsicherheit. Mir erzählte ein Fahrer, dass er trotz Vollzeit kaum seine Familie ernähren kann.
Besonders betroffen: Fahrer ohne ausreichende Deutschkenntnisse. Sie kennen ihre Rechte oft nicht und nehmen prekäre Bedingungen in Kauf. Die Gewerkschaft ver.di spricht von «systematischer Ausbeutung» in Teilen der Branche. Doch es gibt Hoffnung. Mit dem Paketboten-Schutzgesetz sollen Kontrollen verstärkt werden. Ob dies reicht? Jedes Mal, wenn ich jetzt ein Paket entgegennehme, frage ich mich: Zu welchem menschlichen Preis kommt diese Lieferung eigentlich zu mir nach Hause?