Der Wind hat sich gedreht am Stahlstandort Hamburg. Die versprochene grüne Revolution liegt auf Eis. ArcelorMittal, einer der weltgrößten Stahlhersteller, hat seine Pläne für klimaneutrale Produktion in Deutschland vorerst gestoppt. «Die Rahmenbedingungen stimmen einfach nicht mehr», erklärt Konzernchef Aditya Mittal bei der Jahrespressekonferenz.
Besonders bitter: 50 Millionen Euro wurden bereits in die Direktreduktionsanlage investiert. Diese Technologie sollte den klimaschädlichen Kokskohle-Einsatz durch Wasserstoff ersetzen. Der Konzern verweist auf mehrere Probleme gleichzeitig: zu hohe Energiekosten, fehlende Wasserstoff-Infrastruktur und unzureichende staatliche Förderung. «Der Standort Deutschland verliert zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit», sagt Reiner Blaschek, Deutschland-Chef des Unternehmens. Bei meinem letzten Besuch im Hamburger Werk spürte ich noch die Aufbruchstimmung unter den Mitarbeitern.
Die Entscheidung trifft nicht nur die 530 Beschäftigten in Hamburg hart. Sie wirft auch Fragen zur deutschen Industriepolitik auf. Während andere europäische Länder ihre Stahlindustrie massiv unterstützen, scheint Deutschland zu zögern. Die Stahlindustrie kämpft mit enormen Herausforderungen. Als Beobachterin der Branche seit Jahren frage ich mich: Könnte dies der Anfang vom Ende der deutschen Stahlproduktion sein? Die Uhr tickt – für das Klima und für tausende Arbeitsplätze.