Es ist ein Paukenschlag für die deutsche Radiowelt: Die ARD streicht gleich zwölf Radioprogramme. Die Nachricht schlug bei mir ein wie ein unerwarteter Frequenzabbruch während meiner morgendlichen Fahrt zur Redaktion. Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt vollzieht damit einen der größten Einschnitte in ihrer Senderstruktur der letzten Jahrzehnte.
Betroffen sind vor allem Digitalkanäle und Spartenprogramme. Die Rundfunkanstalten sprechen von «struktureller Neuausrichtung» und «Fokussierung auf Kernangebote». Für viele treue Hörer bedeutet dies jedoch ein schmerzhafter Abschied. «Wir verstehen die emotionalen Reaktionen unserer Zuhörerschaft», erklärt ARD-Programmdirektor Martin Schmidt. «Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht, war aber für eine zukunftsfähige ARD unumgänglich.»
Vergangenen Sommer saß ich mit einem befreundeten Radiomacher bei einem Kaffee. Er ahnte bereits, dass Veränderungen kommen würden. Seine Sorge galt weniger seinem Arbeitsplatz als den Nischenprogrammen für kulturelle Vielfalt. Genau diese fallen nun dem Rotstift zum Opfer.
Die Maßnahme ist Teil eines umfassenden Reformprozesses. Angesichts stagnierender Rundfunkbeiträge und verändertem Mediennutzungsverhalten steht die ARD unter Handlungsdruck. Was für die einen notwendige Modernisierung ist, empfinden andere als kulturellen Kahlschlag. Die Debatte zeigt, wie tief Radioprogramme noch immer in unserer Gesellschaft verwurzelt sind – selbst im Zeitalter der Streamingdienste und Podcasts.