Der Herbstwind weht mir ins Gesicht, während ich durch die Straßen von Wiesbaden spaziere. Überall Gespräche über die neue Asylpolitik in Hessen. Seit dieser Woche sortiert das Land Asylverfahren nach Herkunftsländern. Ein System, das Verfahren beschleunigen soll, aber auch Fragen aufwirft.
Die hessische Landesregierung hat die Erstaufnahmeeinrichtungen neu organisiert. Flüchtlinge werden nun nach Herkunftsländern auf bestimmte Standorte verteilt. In Gießen konzentriert man sich auf Menschen aus der Türkei und dem Iran. Fulda betreut Geflüchtete aus afrikanischen Ländern. «Wir wollen durch diese Spezialisierung die Verfahren deutlich beschleunigen», erklärt Innenminister Roman Poseck.
Gestern traf ich Sozialarbeiterin Maria K. in einer der Einrichtungen. «Die Idee klingt gut, aber wir brauchen mehr Dolmetscher und kulturspezifisch geschultes Personal», erzählte sie mir. Die Realität sei komplexer als die Theorie. Ich erinnere mich an meine Recherche letzten Sommer, als ich eine syrische Familie begleitete. Schon damals waren die Wartezeiten zermürbend.
Das Modell könnte bundesweit Schule machen. Die ersten Erfahrungen in Hessen werden zeigen, ob die Sortierung nach Herkunft wirklich zu mehr Effizienz führt. Oder ob damit neue Probleme entstehen. Die Menschen hinter den Akten dürfen dabei nicht vergessen werden. In den bürokratischen Strukturen stecken echte Schicksale.