Im Zwielicht der Dämmerung schimmerten seltsame Bewegungen zwischen den rauen Felsen. Was in einem verlassenen Steinbruch bei Albstadt niemand vermuten würde: sieben ausgesetzte Bartagamen, hilflos der herbstlichen Kälte ausgeliefert. Die exotischen Reptilien aus den Wüstengebieten Australiens haben in unseren Breiten keine Überlebenschance in freier Wildbahn. Besonders nicht, wenn die Temperaturen fallen.
Die Tiere wurden vergangene Woche entdeckt und gerettet – ein trauriges Beispiel für verantwortungslosen Umgang mit Haustieren. Laut dem Tierheim Albstadt befinden sich die Echsen in unterschiedlichem Zustand. «Einige sind stark abgemagert und zeigen Anzeichen von Mangelernährung», erklärt Tierheimleiterin Claudia Mayer. Die Bartagamen benötigen spezielle Wärmelampen und eine Umgebung, die ihre natürlichen Lebensbedingungen nachahmt.
Dieser Fall ist leider kein Einzelfall. Die Reptilienauffangstation Stuttgart verzeichnet seit der Pandemie einen Anstieg ausgesetzter exotischer Tiere um fast 30 Prozent. Ich erinnere mich an meinen Besuch dort letzten Sommer. In den Terrarien saßen Dutzende Echsen, Schlangen und Schildkröten – alle einst Haustiere, dann unerwünscht.
Was mich besonders nachdenklich stimmt: Häufig werden die Tiere angeschafft, ohne sich über die jahrelange Verantwortung im Klaren zu sein. Eine Bartagame kann bis zu zwölf Jahre alt werden. Die geretteten Tiere haben Glück im Unglück – für viele andere kommt jede Hilfe zu spät. Vielleicht sollten wir bei exotischen Haustieren öfter fragen: Können wir wirklich bieten, was sie brauchen?