Die Berliner Politik erlebt einen besonderen Moment. Grünen-Abgeordnete Karoline Otte erschien gestern mit ihrem 11 Wochen alten Baby im Plenarsaal des Bundestags. Eine Premiere, die für Aufsehen sorgte und viele Reaktionen auslöste. Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Familienverbands wünschen sich 68 Prozent der Berliner mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die 35-jährige Niedersächsin betrat während der Sitzung kurzzeitig den Plenarsaal, ihr Säugling schlief dabei in einer Trage auf ihrer Brust. «Politik und Familie müssen besser vereinbar werden – nicht nur im Bundestag, sondern überall«, erklärte Otte später. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas unterstützt das Anliegen und prüft nun eine Anpassung der Hausordnung. Der Bundestag hat bisher keine klaren Regeln für Babys im Plenarsaal festgelegt.
Die Reaktionen fallen gemischt aus. Während viele Abgeordnete parteiübergreifend Unterstützung signalisieren, gibt es auch kritische Stimmen. Als langjährige Beobachterin der Berliner Politik fällt mir auf, dass solche Debatten oft grundlegende gesellschaftliche Veränderungen anstoßen.
Der symbolische Auftritt könnte einen wichtigen Wandel einleiten. In den kommenden Wochen will der Ältestenrat über mögliche Regeländerungen beraten. Was in anderen europäischen Parlamenten längst Alltag ist, könnte bald auch in Berlin Realität werden: Ein familienfreundlicheres Arbeitsumfeld für Volksvertreter – und damit ein Signal an die gesamte Arbeitswelt.