Gestern durfte ich die neuen Pläne der Bachakademie Stuttgart erleben. Eine frische Brise weht durch die traditionsreiche Institution. «Bach 3.0» nennt Akademie-Intendant Jochen Sandig das Konzept, mit dem klassische Konzerte völlig neu gedacht werden. Was für eine Überraschung für alle, die bei Bach nur an ehrwürdige Kirchenkonzerte denken!
Im Zentrum steht die Idee, Musik als Erlebnis neu zu inszenieren. Die Grenzen zwischen Publikum und Musikern verschwimmen dabei. «Wir wollen Bach in die Gegenwart holen und mit allen Sinnen erfahrbar machen», erklärt Sandig mit spürbarer Begeisterung. Besonders beeindruckt hat mich das Konzept der «Mittendrin»-Konzerte, bei denen das Publikum zwischen den Musikern sitzt. Letzten Herbst durfte ich das selbst erleben – umgeben von Celloklängen, die direkt ins Herz gingen. Die Kraft der Musik entfaltet sich so ganz anders als im traditionellen Konzertsaal. Auch digitale Elemente und neue Aufführungsorte gehören zum Konzept. Die renommierte Kulturwissenschaftlerin Barbara Mittler lobt: «Diese Art der Vermittlung erreicht Menschen, die sonst nie in Bachkonzerte gehen würden.»
Während ich durch das Programm blättere, denke ich an meine Großmutter. Sie liebte Bach, aber fand Konzerte oft steif und unnahbar. Genau für Menschen wie sie ist dieses neue Konzept gemacht. Die Bachakademie zeigt, dass Tradition und Innovation sich wunderbar ergänzen können. Eine kulturelle Brücke, die neue Wege zum Verständnis dieser zeitlosen Musik öffnet.