Als ich heute am Hauptbahnhof stand, verspätete sich mein Zug zum dritten Mal diese Woche. Rund um mich nickten Pendler resigniert – ein allzu vertrautes Bild auf Deutschlands Schienen. Die Bundesregierung verspricht nun massive Investitionen in die marode Bahninfrastruktur. Doch was kommt tatsächlich bei den täglich 7,4 Millionen Bahnreisenden an?
Der Investitionsstau bei der Deutschen Bahn beträgt mittlerweile über 89 Milliarden Euro. Das Schienennetz gleicht vielerorts einem Flickenteppich aus Langsamfahrstellen und reparaturbedürftigen Abschnitten. Verkehrsminister Volker Wissing kündigte kürzlich an: «Wir stellen bis 2027 rund 45 Milliarden Euro für die Sanierung der Schieneninfrastruktur bereit.» Eine gewaltige Summe, die aber gemessen am Bedarf nur ein Anfang sein kann.
Besonders bitter: Während andere europäische Länder wie die Schweiz jährlich etwa dreimal mehr pro Kopf in ihre Schienennetze investieren, hinkt Deutschland hinterher. Letzte Woche stand ich selbst an einem kleinen Bahnhof im Schwarzwald, wo seit Jahren die gleichen defekten Anzeigetafeln hängen.
Die Bahnexpertin Maria Leichsenring vom Verkehrsclub Deutschland sieht das kritisch: «Die angekündigten Milliarden werden zunächst kaum spürbare Verbesserungen bringen. Jahrzehnte des Investitionsstaus lassen sich nicht über Nacht beheben.»
Während politische Debatten über die Finanzierung toben, bleibt uns Bahnfahrenden vorerst nur Geduld. Die versprochene Bahnwende braucht einen langen Atem – und deutlich mehr als symbolische Gesten. Unsere Mobilität der Zukunft hängt davon ab, ob den großen Ankündigungen auch nachhaltige Taten folgen.