Der Blick aus dem Zugfenster schweift über die vorbeiziehende Landschaft. Entspannt könnte es sein, wäre da nicht die Anzeige: «20 Minuten Verspätung.» Ein allzu vertrautes Bild für Bahnreisende in Deutschland. Nun kündigt der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder tiefgreifende Veränderungen an. «Bei der Bahn müssen wir besser werden», erklärt er unmissverständlich in seinem ersten Interview seit Amtsantritt.
Die Zahlen sprechen für sich: Nur 64 Prozent der Fernzüge erreichten 2023 pünktlich ihr Ziel. Ein Armutszeugnis für das einst als vorbildlich geltende deutsche Bahnsystem. Schnieder plant nun einen umfassenden Reformkurs. «Wir brauchen eine grundlegende Neuaufstellung der Bahninfrastruktur», betont der CDU-Politiker. Die marode Infrastruktur soll saniert, Digitalisierungsprozesse beschleunigt werden. Besonders im Fokus: Die Trennung von Netz und Betrieb.
Letzte Woche erlebte ich selbst die Misere. Drei Stunden Verspätung zwischen Berlin und München, weil eine Weiche streikte. Mitreisende reagierten mit der typischen Mischung aus Resignation und Galgenhumor. «Deutsche Bahn – da weiß man nie, wann man ankommt, nur dass man irgendwann ankommt», scherzte mein Sitznachbar.
Für Pendler und Reisende bleibt die Hoffnung, dass die angekündigten Reformen nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben. Die Bahn als umweltfreundliche Alternative zum Auto oder Flugzeug hat enormes Potenzial. Doch Vertrauen gewinnt man nicht durch Ankündigungen, sondern durch erlebbare Verbesserungen. Die Uhr tickt für Schnieder – und für uns alle, die auf verlässliche Mobilität angewiesen sind.