Die Frankfurter Bankenwelt erlebt einen erschütternden Fall von Betrug aus den eigenen Reihen. Ein 45-jähriger Mitarbeiter der Commerzbank überwies vergangene Woche 740.000 Euro an Betrüger, die sich als Vorgesetzte ausgaben. Nach Angaben der Polizei Frankfurt stellt dies den größten Fall von sogenanntem «Chef-Betrug» in Hessen seit 2023 dar.
Der Angestellte erhielt mehrere täuschend echte E-Mails, die angeblich vom Vorstand stammten. «Die Täter hatten detaillierte Kenntnisse über interne Abläufe und nutzten sogar bankspezifische Fachbegriffe«, erklärt Kriminalhauptkommissar Thomas Weber. Die Betrüger forderten dringende Überweisungen für eine angeblich geheime Firmenübernahme. Als Frankfurter Finanzjournalistin sehe ich, wie selbst erfahrene Bankangestellte Opfer werden können, wenn Druck und vermeintliche Autorität zusammenkommen.
Die Commerzbank hat inzwischen ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärft. «Wir haben ein neues Vier-Augen-Prinzip für alle Überweisungen ab 50.000 Euro eingeführt«, bestätigt Unternehmenssprecherin Andrea Müller. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf Konten in Osteuropa, wohin das Geld transferiert wurde. Ein Teil konnte bereits eingefroren werden.
Die digitale Betrugswelle trifft ausgerechnet jene Institutionen, die andere vor Finanzbetrug schützen sollen. Experten rechnen mit weiteren Angriffen in den kommenden Monaten – und raten zu gesundem Misstrauen, selbst wenn die Anfrage scheinbar vom Chef kommt.