Gestern Abend erlebte ich im Rat der Stadt Bergneustadt eine überraschende Entscheidung. Mit großer Mehrheit verzichtete die Politik auf sage und schreibe eine halbe Million Euro. Mitten in finanziell angespannten Zeiten wirkt das zunächst unverständlich. Doch hinter dem mutigen Schritt steckt eine klare Vision für die Stadtentwicklung.
Die Ratsmitglieder lehnten einen Grundstücksverkauf an der Kölner Straße ab, obwohl ein Investor 500.000 Euro geboten hatte. Stattdessen soll die Fläche für die zukünftige Stadtentwicklung reserviert bleiben. «Wir müssen heute Entscheidungen treffen, die Bergneustadt auch in zehn oder zwanzig Jahren noch positiv prägen«, erklärte Bürgermeister Matthias Thul während der Sitzung. Seine Worte trafen den Kern der Debatte.
Ich beobachtete, wie leidenschaftlich die Fraktionen diskutierten. Die CDU-Fraktion um Friedhelm Julius Becker warnte eindringlich vor kurzfristigen Finanzentscheidungen. Mir fiel auf, wie gut vorbereitet alle Beteiligten waren. Die Atmosphäre im Saal schwankte zwischen Besorgnis über die Haushaltslage und Hoffnung auf nachhaltige Entwicklung.
Als langjährige Beobachterin der Bergneustädter Politik erinnerte mich die Situation an 2012, als ähnlich mutige Entscheidungen getroffen wurden. Auch damals ging es um langfristige Stadtplanung statt schnelles Geld.
Diese Entwicklung zeigt, wie selbst kleinere Städte wie Bergneustadt große Zukunftsfragen angehen. Die Entscheidung ist eine Wette auf die Zukunft. Ob sie aufgeht, wird sich zeigen. Aber der Mut zur langfristigen Planung verdient Respekt in Zeiten, wo oft nur bis zur nächsten Bilanz gedacht wird.