In Berlin-Kreuzberg fielen am Samstagabend erneut Schüsse, die zwei Verletzte forderten. Laut Polizeiangaben ereignete sich der Vorfall gegen 21 Uhr im Görlitzer Park. Die Täter flüchteten unerkannt. Allein in diesem Jahr registrierte die Polizei bereits 113 Schusswaffenvorfälle in der Hauptstadt – ein besorgniserregender Anstieg um fast 30 Prozent.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) reagierte entschlossen auf die jüngsten Vorfälle. «Wir brauchen dringend erweiterte Ermittlungsbefugnisse, um dieser gefährlichen Entwicklung Einhalt zu gebieten», erklärte sie gestern im Innenausschuss. Sie fordert konkret mehr Videoüberwachung an Kriminalitätsschwerpunkten und verbesserte Möglichkeiten zur Telekommunikationsüberwachung. Der Kriminologe Prof. Martin Heger unterstützt diesen Vorstoß: «Die Ermittler stehen oft vor verschlossenen Türen, wenn es um die digitale Kommunikation der organisierten Kriminalität geht.»
Die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg zeigt sich hingegen skeptisch. Die geplanten Maßnahmen müssten sorgfältig gegen Grundrechtseingriffe abgewogen werden. Als langjährige Berichterstatterin in Kreuzberg beobachte ich, wie die Anwohner zunehmend verunsichert sind. Besonders an Wochenenden meiden viele Familien inzwischen bestimmte Bereiche rund um den Görlitzer Park.
Der Senat plant nun eine Sonderkommission einzurichten, die gezielt gegen Schusswaffendelikte vorgehen soll. Experten erwarten erste Ergebnisse bis Ende des Jahres. Die Entwicklung zeigt einmal mehr: Berlin steht vor der schwierigen Aufgabe, Sicherheit und Freiheit in einer wachsenden Metropole in Balance zu halten.