Die Wohnungssituation in Berlin spitzt sich dramatisch zu. Nach Angaben der Berliner Mietergemeinschaft stehen die Hauptstädter vor einer der schwersten Wohnkrisen der letzten Jahrzehnte. Allein im vergangenen Jahr stiegen die Mieten bei Neuvermietungen um durchschnittlich 9,5 Prozent – eine Belastung, die viele Berliner an ihre finanziellen Grenzen bringt.
«Wir erleben eine dreifache Krise aus explodierenden Mieten, schwindenden Sozialwohnungen und zunehmender Verdrängung«, erklärt Sebastian Bartels vom Berliner Mieterverein. Besonders besorgniserregend ist die Lage in Mitte, Friedrichshain und Neukölln, wo selbst mittelständische Familien kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden. Die Folge: Immer mehr Berliner ziehen ins Umland oder teilen sich Wohnungen. Beim Spaziergang durch Kreuzberg fällt mir auf, wie viele Wohnungssuchende mittlerweile verzweifelt Zettel an Laternen anbringen – ein trauriger Alltag in unserer Stadt.
Experten fordern nun konsequentere Maßnahmen vom Senat. Die bisherigen Regulierungsversuche haben die Marktdynamik kaum gebremst. Das kürzlich vorgestellte Sofortprogramm des Senats könnte zwar etwa 5.000 neue Wohnungen schaffen, doch angesichts des jährlichen Bedarfs von 20.000 Einheiten bleibt die Lücke groß. Für viele Berliner stellt sich nicht mehr die Frage nach dem Wohnort, sondern ob sie überhaupt in ihrer Stadt bleiben können.