Der Blick in die demografische Glaskugel zeigt für Sachsen-Anhalt ein Bild, das ich täglich in meinen Recherchen durch unsere Dörfer und Kleinstädte erspüre. Leerstehende Häuser, geschlossene Geschäfte, alternde Gesichter auf den Marktplätzen. Bis 2040 wird die Bevölkerung laut aktueller Prognose des Statistischen Landesamtes um weitere 12,9 Prozent schrumpfen – von heute 2,18 Millionen auf dann nur noch 1,9 Millionen Menschen.
Besonders dramatisch trifft es den ländlichen Raum. Während Halle und Magdeburg als Universitätsstädte relativ stabil bleiben oder sogar leicht wachsen könnten, verlieren manche Landkreise bis zu einem Fünftel ihrer Einwohner. In meinem Heimatdorf bei Stendal spüre ich diese Entwicklung schon lange. «Die Jungen gehen, die Alten bleiben», erzählte mir kürzlich Bürgermeister Heinz Werner. «Wir kämpfen um jeden, der hierbleibt oder zurückkommt.»
Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter erheblich. Schon heute ist Sachsen-Anhalt mit 48,1 Jahren das älteste Bundesland Deutschlands. 2040 werden über ein Drittel der Bevölkerung Rentner sein. Das stellt Gemeinden vor massive Herausforderungen bei Infrastruktur und Versorgung. Der Altenquotient – das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbsfähigen – steigt von 44 auf 61.
Doch ich sehe bei meinen Reportagen auch Hoffnungsschimmer. Digitalisierung und neue Arbeitsmodelle bringen junge Familien zurück. Die Lebensqualität und bezahlbarer Wohnraum locken Städter aufs Land. Vielleicht liegt in der Schrumpfung auch eine Chance für mehr Nachhaltigkeit und neue Gemeinschaftsformen in unserem schönen Bundesland.