Der Windhauch an diesem Frühlingsmorgen trägt bereits die Schwere des Tages. Die erschütternde Nachricht aus Bielefeld lässt mich nicht los. Der Messerangreifer, der gestern drei Menschen verletzte, hatte offenbar Kontakt zu islamistischen Kreisen. Die Sicherheitsbehörden bestätigten diese Verbindung heute Morgen.
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Der 20-jährige Täter wurde bereits mehrfach polizeilich erfasst. Seine Verbindungen reichen tiefer als zunächst angenommen. Besonders beunruhigend: Unter den Verletzten befinden sich zwei Polizeibeamte und ein Passant. «Wir untersuchen den Fall mit höchster Priorität als möglichen terroristischen Akt», erklärte Innenminister Herbert Reul bei der Pressekonferenz. Die digitalen Spuren des Täters zeichnen das Bild einer schleichenden Radikalisierung.
Vor einem Jahr saß ich selbst in einem Bielefelder Café, unweit des Tatortes. Die lebendige Atmosphäre dieser Stadt steht in scharfem Kontrast zu den gestrigen Ereignissen. Wie schnell kann Alltägliches in Schrecken umschlagen.
Die Frage nach Prävention drängt sich auf. Wie erkennen wir die leisen Anzeichen von Radikalisierung? Experten fordern mehr Aufklärungsarbeit in Schulen und Jugendeinrichtungen. Die Bielefelder Ereignisse sind kein isolierter Fall. Sie spiegeln gesellschaftliche Bruchlinien wider, die uns alle angehen. Der schmale Grat zwischen Sicherheit und Freiheit wird neu vermessen werden müssen.