Die Straßen Berlins bebten heute Nachmittag unter dem Dröhnen hunderter Motorräder. Mehr als 800 Biker und Rocker demonstrierten gegen das umstrittene Kuttentrageverbot. Der Protestzug startete am Olympiastadion und zog durch die westlichen Bezirke der Hauptstadt. Laut Polizeiangaben blieb die Veranstaltung trotz der enormen Teilnehmerzahl weitgehend friedlich.
Die Demonstration richtet sich gegen ein Gesetz, das seit 2017 das Tragen von Rocker-Abzeichen in der Öffentlichkeit einschränkt. Viele Teilnehmer trugen dennoch ihre Kutten – allerdings mit abgedeckten Vereinsemblemen. «Das Verbot trifft uns alle, nicht nur die kriminellen Elemente«, erklärt Frank Müller, Sprecher eines Berliner Motorradclubs. «Wir fühlen uns unter Generalverdacht gestellt.»
Die Polizei begleitete den Korso mit einem Großaufgebot. Verkehrsteilnehmer mussten zeitweise mit erheblichen Behinderungen rechnen. Eine Anwohnerin am Kurfürstendamm meinte kopfschüttelnd: «So viele Motorräder habe ich noch nie auf einmal gesehen.»
Für die Biker-Community ist der Kampf noch nicht vorbei. Weitere Proteste sind bereits in Planung. Der heutige Tag zeigt, wie tief die Kluft zwischen Gesetzgebung und Selbstverständnis der Motorradszene ist. Während die Politik auf Kriminalitätsbekämpfung setzt, sehen viele Biker ihre Identität und Gemeinschaft bedroht.