Der Flughafen summt vor Geschäftigkeit, während ich die neue biometrische Kontrollstation beobachte. Ab dem 10. November wird das Entry-Exit-System (EES) an den EU-Außengrenzen eingeführt. Jeder Nicht-EU-Bürger muss dann einen digitalen Fingerabdruck und ein Gesichtsbild abgeben. Was als Sicherheitsgewinn gedacht ist, könnte zum logistischen Albtraum werden.
«Wir rechnen mit zusätzlichen Wartezeiten von bis zu 12 Minuten pro Person», erklärt mir Thorsten Neumann vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. In Spitzenzeiten könnten sich die Warteschlangen dramatisch verlängern. Besonders an Drehkreuzen wie Frankfurt, wo täglich tausende Reisende aus Nicht-EU-Staaten ankommen. Letzte Woche erlebte ich selbst, wie schon normale Kontrollen zu langen Schlangen führten. Mit dem neuen System könnte dies zum Dauerzustand werden.
Die Technik verspricht langfristige Vorteile: weniger Betrug mit Reisedokumenten und bessere Sicherheitskontrolle. Doch der Übergang wird holprig. «Besonders zum Start erwarten wir erhebliche Verzögerungen«, warnt Neumann. Europaweit fehlen ausreichend Terminals und geschultes Personal. In Frankreich sorgt man sich besonders mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 – ein denkbar schlechter Zeitpunkt für Einreisechaos.
Die Digitalisierung der Grenzkontrolle spiegelt einen größeren Trend: Sicherheit durch Datenerfassung. Während ich am Gate stehe, frage ich mich: Wie viel Wartezeit sind wir für mehr Sicherheit zu akzeptieren bereit? Die Antwort werden wir alle ab November an den Flughäfen Europas erleben.