Als ich gestern durch Bischofsheim spazierte, konnte ich die Erleichterung förmlich spüren. Der Bürgerentscheid zum historischen Stellwerk hat eine dramatische Wendung genommen. Plötzlich aufgetauchte Wahlbriefe haben das notwendige Quorum doch noch erreicht. Damit ist die umstrittene Entscheidung, ob die Gemeinde das alte Bahngebäude kaufen soll, endlich gültig.
Was für ein Krimi! Zunächst schien der Entscheid am Beteiligungsquorum zu scheitern. Nur 19,7 Prozent der Wahlberechtigten hatten abgestimmt – zu wenig für die erforderlichen 20 Prozent. Doch dann der Paukenschlag: 20 nachträglich aufgetauchte Briefwahlumschläge brachten die Wende. «Diese Stimmen mussten rechtmäßig mitgezählt werden», erklärte Bürgermeister Ingo Kalweit gegenüber lokalen Medien. Das Ergebnis steht nun: 67 Prozent stimmten gegen den Kauf des historischen Gebäudes.
Ich erinnere mich noch gut an die hitzigen Debatten im Café am Marktplatz letzte Woche. Während die einen das Stellwerk als erhaltenswertes Kulturgut sahen, fürchteten andere die Folgekosten für die Gemeinde. Die Bürgerinitiative «Historisches Bischofsheim» hatte sich vehement für den Erhalt eingesetzt. Der Verein für Heimatgeschichte hatte bereits Konzepte für eine kulturelle Nutzung erarbeitet.
Die Entscheidung zeigt, wie wichtig demokratische Beteiligung ist – selbst wenn sie buchstäblich in letzter Minute kommt. Was bleibt, ist die Frage nach der Zukunft des Stellwerks. Die Deutsche Bahn als Eigentümerin muss nun andere Wege finden. Manchmal entscheiden wenige Stimmen über das Schicksal eines Stücks Heimatgeschichte.