Der Fall der blinden Hündin Diva erschüttert München. Das Tier verbrachte Jahre eingesperrt auf einem Balkon im Stadtteil Moosach. Erst durch das beherzte Eingreifen von Nachbarn und Tierschützern konnte das vernachlässigte Tier gerettet werden.
«Was wir dort vorfanden, hat selbst unsere erfahrensten Mitarbeiter schockiert», berichtet Kristina Berchtold vom Tierschutzverein München. «Die Hündin lebte zwischen ihren eigenen Exkrementen, war stark abgemagert und völlig verwahrlost.»
Anwohner hatten wiederholt die jämmerlichen Laute des Tieres gehört und schließlich die Behörden alarmiert. Bei sommerlichen Temperaturen von über 30 Grad und winterlicher Kälte musste Diva auf dem etwa vier Quadratmeter großen Balkon ausharren – ohne ausreichenden Schutz, Wasser oder regelmäßige Fütterung.
Die etwa sieben Jahre alte Mischlingshündin ist vollständig erblindet, vermutlich aufgrund einer unbehandelten Erkrankung. Ihre Krallen waren so stark verwachsen, dass sie kaum noch laufen konnte. Tierärztliche Untersuchungen zeigten zudem eine chronische Unterernährung und multiple Infektionen.
«Dieser Fall von Tierquälerei ist besonders tragisch, weil er über Jahre unentdeckt blieb», erklärt Dr. Michael Weber vom Münchner Veterinäramt. «Die Besitzer hatten das Tier offenbar völlig sich selbst überlassen.» Gegen die Halter wurde ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingeleitet. Ihnen drohen empfindliche Geldstrafen und ein lebenslanges Tierhaltungsverbot.
Im Tierheim München-Riem erholt sich Diva nun langsam. Trotz ihrer Blindheit und der traumatischen Erfahrungen zeigt sie sich Menschen gegenüber erstaunlich zugänglich. «Sie genießt jede Streicheleinheit und freut sich über die täglichen Spaziergänge», berichtet Pflegerin Sarah Mehler. «Ihr Lebenswille ist bewundernswert.»
Die Tierschützer suchen nun nach einem liebevollen Zuhause für Diva. «Sie braucht Menschen, die Verständnis für ihre besonderen Bedürfnisse haben und ihr die Zuwendung geben, die sie so lange entbehren musste», so Berchtold.
Der Fall hat in München eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Zahlreiche Münchner spendeten für Divas medizinische Versorgung und boten Unterstützung an. Gleichzeitig mahnen Tierschützer zu erhöhter Wachsamkeit bei Verdachtsfällen von Tierquälerei.
«Wenn Sie vermuten, dass ein Tier in Ihrer Nachbarschaft vernachlässigt wird, zögern Sie nicht, dies zu melden», appelliert Berchtold an die Münchner Bevölkerung. «Sie können beim Veterinäramt oder direkt bei uns anrufen – auch anonym.»
Das Veterinäramt hat nach dem Fall Diva angekündigt, Kontrollen in der Stadt zu verstärken. «Wir sind auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen», betont Dr. Weber. «Nur gemeinsam können wir verhindern, dass Tiere so leiden müssen wie diese Hündin.»
Für Diva beginnt nun ein neues Leben. Die Tierpfleger sind zuversichtlich, dass sie trotz ihrer Behinderung noch viele glückliche Jahre vor sich hat. «Sie lernt jeden Tag dazu», sagt Mehler. «Diva beweist, dass Tiere eine unglaubliche Fähigkeit haben, zu vergeben und neu anzufangen.«