Im Hamburger Landgericht wurden gestern erschütternde Tonaufnahmen im Prozess zur Kindesentführung abgespielt. Die Aufnahmen dokumentieren, wie die vier Angeklagten den 39-jährigen Geschäftsmann und seine Kinder im April bedrohten. Laut Polizeistatistik ist dies der erste Fall einer solchen Kindesentführung in Hamburg seit über fünf Jahren.
Die Audiodateien stammen von Überwachungsgeräten, die die mutmaßlichen Täter selbst installiert hatten. «Diese Aufnahmen sind besonders wertvoll für unsere Beweisführung», erklärte Oberstaatsanwältin Lidija Kempf während der Verhandlung. Man hört deutlich die angsterfüllten Stimmen der Kinder und die aggressiven Drohungen der Entführer. Die vier Beschuldigten im Alter zwischen 19 und 21 Jahren sollen den Vater erpresst haben, um an sein Vermögen zu gelangen.
Besonders betroffen machte die Anwesenden im Gerichtssaal die Stimme des jüngsten Kindes, das wiederholt nach seiner Mutter rief. Als langjährige Berichterstatterin in Hamburg habe ich selten eine so bedrückende Atmosphäre im Gerichtssaal erlebt. Die Geschworenen hörten mit gesenkten Köpfen zu.
Die Verteidigung hat bisher keine Stellungnahme zu den Aufnahmen abgegeben. Das Gericht wird in den kommenden Wochen weitere Beweise sichten. Dieser Fall zeigt auf schmerzliche Weise, wie Kinder zu Opfern erwachsener Konflikte werden können – eine Erkenntnis, die weit über diesen Prozess hinausreicht.