Der Duft von Sommerblumen und das Brummen erhitzter Gemüter – in Schwanau spitzt sich ein kurioser Konflikt zu. Seit Wochen schwelt dort ein Streit um Blumenkübel, die zur Verkehrsberuhigung aufgestellt wurden. Was andernorts vielleicht ein kleines kommunalpolitisches Geplänkel wäre, hat sich zum symbolträchtigen Machtkampf entwickelt – befeuert durch einen prominenten Mitbürger.
Der Tunnelbohrmaschinenhersteller Martin Herrenknecht, weltweit bekannter Unternehmer aus Schwanau, hat in dieser Auseinandersetzung kein Blatt vor den Mund genommen. «Manche Sesselfurzer in Behörden haben noch nie etwas geschaffen«, polterte er gegenüber der Mittelbadischen Presse. Die Blumenkübel seien «hässliche Dinger» und behinderten den Verkehr. Besonders erzürnt ihn, dass die Gemeinde seine Pläne für eine alternative Verkehrsberuhigung ablehnte. «Ich hätte auf eigene Kosten eine Temporeduzierung mit einer digitalen Anzeigetafel installiert», erklärt der 81-jährige Unternehmer.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Bürgermeister Wolfgang Brucker vor einigen Monaten. Damals betonte er, dass «Verkehrssicherheit für alle Bewohner oberste Priorität» habe. Die Gemeinde verteidigt die Maßnahme als notwendig für die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern, während Kritiker von Geldverschwendung sprechen.
Der Blumenkübel-Streit in der 7000-Einwohner-Gemeinde steht symbolisch für ein größeres Thema: Wie gestalten wir lebenswerte Ortschaften, in denen sowohl Verkehrsfluss als auch Sicherheit gewährleistet sind? Während die Blumen blühen, wächst jedenfalls auch die Erkenntnis: Manchmal sind es die kleinen Dinge, die große Leidenschaften entfachen.