Der nasse Wind des Krieges trägt neue Schrecken mit sich. Ich stehe hier am Schreibtisch, während Meldungen über Russlands verstärkten Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine eintreffen. Der Bundesnachrichtendienst schlägt Alarm. Was vor Jahren als geächtete Kriegsführung galt, wird heute wieder bittere Realität an Europas Ostgrenze.
Die russischen Streitkräfte setzen vermehrt CS-Gas und Chlorpikrin gegen ukrainische Stellungen ein. Diese Substanzen, obwohl für Polizeieinsätze entwickelt, sind im Kriegskontext nach internationalen Konventionen verboten. «Wir beobachten eine systematische Eskalation chemischer Kampfstoffe, die gezielt eingesetzt werden, um ukrainische Stellungen zu schwächen», erklärt ein BND-Experte. Besonders beunruhigend: Die Häufigkeit dieser Angriffe nimmt zu. Erst letzte Woche sprach ich mit einem Kollegen, der von der Front zurückkehrte. Seine Beschreibung der brennenden Augen und erstickenden Lungen der Soldaten verfolgt mich nachts.
Der Tagesspiegel berichtet, dass allein seit Januar über 200 Fälle dokumentiert wurden. Die Chemiewaffen werden oft durch Drohnen abgeworfen, was ihre Präzision erhöht und die Nachweisbarkeit erschwert.
In den Hauptstädten Europas wächst die Sorge. Diese Entwicklung markiert eine gefährliche Grenzüberschreitung im ohnehin brutalen Konflikt. Während politische Reaktionen formuliert werden, leiden Menschen unter Waffen, die die Welt längst überwunden glaubte. Die Frage bleibt: Wie viele rote Linien können noch überschritten werden, bevor wir wirklich handeln?