Der Alltag hält manchmal überraschende Wendungen bereit. Gestern erlebte ich dies am Kölner Hauptbahnhof, als Hunderte Reisende ratlos auf die Anzeigetafeln starrten. Eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, gefunden bei Bauarbeiten nahe der Bahngleise, legte den Verkehrsknotenpunkt komplett lahm. Was als lokales Ereignis begann, entwickelte sich schnell zu einem bundesweiten Verkehrsproblem.
Die 500 Kilogramm schwere Bombe musste kontrolliert entschärft werden – keine Seltenheit in deutschen Städten. Jährlich werden etwa 5.000 Blindgänger gefunden und entschärft. Der Kölner Fund hatte jedoch besondere Auswirkungen. «Diese Entschärfung betrifft einen der wichtigsten Bahnknotenpunkte Deutschlands. Die Auswirkungen spüren wir bis nach Berlin und München», erklärte Bahnsprecherin Anja Fischer. Ich beobachtete, wie Familien ihre Urlaubspläne umwarfen und Geschäftsleute hektisch telefonierten. Ein älterer Herr neben mir nahm es gelassen: «Meine Enkel können noch eine Stunde länger spielen», schmunzelte er.
Die Deutsche Bahn richtete Ersatzverkehr ein, doch die Kapazitäten reichten kaum aus. Auf den Umgehungsstrecken stauten sich die Züge. Was mich beeindruckte: Die meisten Reisenden zeigten Verständnis. Schließlich geht Sicherheit vor. Die erfolgreiche Entschärfung am späten Abend war eine Erleichterung für alle Beteiligten, besonders für die Anwohner, die vorübergehend ihre Wohnungen verlassen mussten. Ein alltägliches Erbe unserer Geschichte, das uns immer wieder einholt – und zugleich die Verwundbarkeit unserer vernetzten Infrastruktur offenlegt.