Die größte Evakuierung in Kölns Nachkriegsgeschichte läuft auf Hochtouren. Im Stadtteil Lindenthal müssen heute 12.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen, nachdem bei Bauarbeiten an der Dürener Straße eine amerikanische 500-Kilo-Fliegerbombe entdeckt wurde. Der Kampfmittelräumdienst hat einen Sperrkreis von 500 Metern festgelegt.
Der erste Klingelrundgang der Ordnungskräfte ist bereits abgeschlossen. «Wir bitten alle Anwohner, die Evakuierung ernst zu nehmen und den Anweisungen zu folgen», erklärt Einsatzleiter Thomas Breuer. Die Stadt hat in der Gesamtschule Müngersdorf eine Notunterkunft eingerichtet, wo bereits die ersten Bewohner eingetroffen sind. Besonders für ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern ist die Situation herausfordernd. Ich beobachte, wie Nachbarn sich gegenseitig unterstützen und Fahrgemeinschaften bilden.
Die Verkehrslage rund um den Sperrkreis bleibt angespannt. Der Stadtbahnverkehr der Linien 1 und 7 ist unterbrochen, Busse werden umgeleitet. Auch die Universitätsklinik ist betroffen – 44 Patienten mussten in andere Kliniken verlegt werden. «Eine logistische Meisterleistung», lobt Klinikdirektor Dr. Werner Schmidt.
Die Bombenentschärfung soll gegen 16 Uhr beginnen und voraussichtlich mehrere Stunden dauern. Für Köln ist es bereits der dritte Bombenfund in diesem Jahr. Der Fund erinnert uns daran, dass die Vergangenheit in unserer Stadt buchstäblich unter der Oberfläche schlummert. Nach Expertenschätzungen liegen noch etwa 2.500 Blindgänger im Kölner Stadtgebiet.