Article – Die Rufe nach einer neuen Solidaritätsabgabe werden lauter. Es geht um einen Boomer-Soli für die geburtenstarken Jahrgänge. Der demografische Wandel stellt unser Rentensystem vor massive Herausforderungen.
Ich beobachte die Debatte mit gemischten Gefühlen. Als Kind der 80er Jahre stehe ich zwischen den Generationen. Wirtschaftsexperten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) schlagen nun vor, dass die «Boomer» selbst zur Finanzierung beitragen sollten. «Die Babyboomer haben von günstigen wirtschaftlichen Umständen profitiert und sollten nun einen Teil zurückgeben», erklärte Prof. Michael Hüther vom IW Köln in einem Gespräch mit dem «Handelsblatt».
Der Vorschlag sieht einen Aufschlag von einem Prozentpunkt für alle zwischen 1955 und 1970 Geborenen vor. Letzten Sommer diskutierte ich mit meiner Mutter, Jahrgang 1958, über dieses Thema. Sie fühlte sich ungerecht behandelt. «Wir haben doch unser Leben lang eingezahlt», sagte sie empört. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: 2035 werden auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter etwa 44 Rentner kommen. Heute sind es noch 35.
Die Frage bleibt: Ist ein «Boomer-Soli» gerecht oder spaltet er die Gesellschaft weiter? Ich sehe die Notwendigkeit einer Reform. Aber brauchen wir nicht vielmehr einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz statt neuer Gräben zwischen Jung und Alt? Die Uhr tickt, während wir diskutieren.