Der Nebel über dem herbstlichen Schlosspark lichtete sich, als ich die Debatte um den sogenannten «Boomer-Soli» in den Morgennachrichten hörte. Ein Thema, das die Generationen spaltet wie kaum ein anderes. Die Idee: Ältere Wohlhabende sollen einen Solidaritätszuschlag zahlen, um jüngere Generationen finanziell zu entlasten.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Während die Babyboomer-Generation durchschnittlich 70 Prozent mehr Vermögen besitzt als Millennials im gleichen Alter, steigen Wohnkosten und Lebenshaltungskosten für junge Menschen kontinuierlich. «Es geht nicht um Altersdiskriminierung, sondern um einen gerechten Ausgleich zwischen den Generationen», erklärt Wirtschaftsforscherin Dr. Claudia Weiser vom DIW. Ein Gedanke, der mich bewegt. Vor zwei Wochen diskutierte ich mit meinem Vater, selbst Babyboomer, über genau dieses Thema. Seine Sorge: «Werden wir jetzt für unsere Sparsamkeit bestraft?»
Die Debatte geht tiefer als nur Zahlen. Sie berührt fundamentale Fragen unseres Zusammenlebens. Wer trägt welche Lasten in einer alternden Gesellschaft? Vermögensforscherin Weiser betont: «Wir brauchen einen generationenübergreifenden Gesellschaftsvertrag.» Der Boomer-Soli könnte ein Element davon sein – oder eine gefährliche Spaltung vertiefen.
Ob diese Steueridee jemals Realität wird, bleibt ungewiss. Doch die Diskussion darüber hat bereits ein wichtiges Fenster geöffnet. Ein Gespräch über Gerechtigkeit zwischen den Generationen, das längst überfällig war und das ich in meinem nächsten Familientreffen sicher fortsetzen werde.