In Stuttgart sorgt ein Rechtsstreit zwischen dem bekannten Bordellbetreiber John Heer und der SPD-Landtagsabgeordneten Dorothea Kliche-Behnke für Aufsehen. Heer hat Klage eingereicht, nachdem die Politikerin ihm in einem Podcast «Nähe zum Menschenhandel» unterstellt haben soll. Laut Polizeistatistik wurden im vergangenen Jahr 23 Fälle von Menschenhandel in Stuttgart zur Anzeige gebracht.
Der 55-jährige Betreiber des «Paradise»-Bordells fordert eine Unterlassungserklärung und Schadensersatz in Höhe von 70.000 Euro. «Diese Behauptungen sind völlig haltlos und schädigen meinen Ruf erheblich», erklärt Heer gegenüber unserer Zeitung. Seine Anwälte betonen, dass gegen ihn nie ein Verfahren wegen Menschenhandels eingeleitet wurde. Kliche-Behnke hingegen verteidigt ihre Aussagen als Teil einer notwendigen gesellschaftlichen Debatte über Prostitution. «Es geht mir um den Schutz vulnerabler Frauen», so die Politikerin. Als regelmäßige Beobachterin der Stuttgarter Rotlichtszene fällt mir auf, dass dieser Fall die ohnehin angespannte Diskussion zwischen Befürwortern des Prostitutionsgesetzes und dessen Kritikern weiter verschärft.
Das Landgericht Stuttgart hat den Verhandlungstermin für nächsten Monat angesetzt. Für die Stadtgesellschaft bedeutet dieser Fall mehr als nur ein persönlicher Streit. Er wirft grundsätzliche Fragen zum Umgang mit legaler Prostitution auf. Währenddessen blickt die Branche gespannt auf das Urteil, das auch für andere Bordellbetreiber wegweisend sein könnte.